Wallis Report 2007
Klettersteig Mittaghorn (3144 m), Saas Fee
Am
frühen Morgen starten wir ohne Frühstück ins Saastal, - über
Stalden, Saas Balen, Saas Grund geht es nach Saas Fee. Auch ein autofreies
Dorf wie Zermatt, aber besser geregelt mit einem riesigen Parkhaus am
Ortseingang, von wo aus man per Pedes schnell in die City kommt.
Wir finden schnell unsere Seilbahn und sitzen bald im Alpin-Express
in Richtung Station
Morenia. Wir verlassen die supermoderne Kabinenbahn auf etwa 1/3 der
Strecke - und die Kabine schnurrt rasant weiter, um
diverse Skihungrige oben zum Sommerskigebiet des Mittel-Allalin zu
tragen. Schweizer Bahnen sind teuer, aber heute gönnen wir uns
dafür eine besondere Tour.
Gemütlich laufen wir über wenig steile Schotter- und Trümmerhänge
hinüber zum Einstieg des Mittaghorn-Klettersteigs. Dieser ist
noch recht neu, im Sommer 2004 fertig gestellt.
Nach ersten kurzen Kletterpassagen geht es erstmal ohne Mühe
und Kletterei lang, steil und stetig den Kamm empor. Dieser bietet
uns zunächst seinen breiten Rücken, mit zunehmender Höhe
mehr und mehr einen schmalen Grat. Schließlich heißt es
Klettern und Sichern am Drahtseil. Der Steig ist als „leicht-mittel“ eingestuft.
Entsprechend gut sind auch die Befestigungen, die mit Schweizer Gründlichkeit
angelegt wurden. Der Steig erweist sich eigentlich als leicht, wir
haben nirgendwo das Gefühl, unsicher zu sein. Dafür ist er
prächtig zu klettern, auf wunderbar festem Fels, teilweise auch
aufregend ausgesetzt. Die Einstufung „leicht-mittel“ gilt
sicherlich für die Kletterpassagen und Sicherheit an sich, nicht
aber für den Höhenunterschied und die erforderliche Kondition.
100 m unter dem Gipfel überholen wir die Gruppe, die uns zu Anfang
mit Tempo selbst überholt hatte. Na ja, Kräfteeinteilung
ist alles. Wir erreichen vor ihnen den Gipfel – und freuen uns
dort über den abenteuerlichen Kletterspaß – und das
atemberaubende Panorama. Diesmal sind die 4000er alle so
nah, wie nie zuvor. Nadelhorn, Lenzspitze, Dom, Täschhorn, Alphubel, Allalinhorn
im Halbkreis unweit vor uns, Weissmies, Lagginhorn, Fletschhorn auf
der anderen Talseite. Unmittelbar hinter uns ragt der schroffe Brudergipfel
Egginer empor, der mit seinen 3189 m mit unserem Horn fast ein Gipfelgrat
bildet.
Was für ein Anblick hier. Und den genießen wir – über
eine Stunde. Die Sonne scheint, kaum Wolken, es ist warm – und
wir haben Urlaub.
Doch so langsam füllt sich der doch platzarme Gipfelfels. Unsere
Abstiegsroute nutzen viele zum Aufstieg – auch aus dem Klettersteig
grabbeln ständig Nachsteiger zum Kreuz, das seine
stählernen Arme empfangend empor zu heben scheint.
Wir kehren ihm den Rücken und stolpern fast die Geröllpiste
hinunter. Heftig steil tief hinab führt uns die Schotterroute
schließlich auf einen gut ausgebauten Touristenhighway. Jener
führt uns um das Mittaghorn herum ohne große Höhendifferenzen
bis zur Bergstation Platjen, wo uns mehr schnatternde Sandalettenträger
erwarten, als beschauliche Bergschuhfreunde.
Den Nachmittag nutzen wir zur Erkundung von Saas Fee, ohne zu wissen,
das wir später noch einmal die Gelegenheit dazu haben werden.