Wallis Report 2007
Oberrothorn (3415 m) und Unterrothorn (3103 m), Zermatt Das
nächtliche Gewitter hinterließ tiefliegende Wolken am Morgen.
Aber wir sind uns sicher: es zieht bald auf! Nachdem uns die Bahn nach
Zermatt zu teuer ist, fahren wir mit dem Wagen nach Täsch und
nutzen einen Park- & Taxi-Service. Zermatt ist komplett autofrei,
zahlreiche kleine Elektrovehikel, teilweise mit lustigen Umbauten,
schnurren leise durch die Gassen und schrecken hier und da asiatische
Touristen auf, die sich zu Hunderten auf den Straßen tummeln.
Das Mattelholn scheint auf deren Europatour
eines der Highlights zu sein. Eigens für diese Touristen wurde
der Gornergrat Turnschuh-tauglich präpariert und per Bahn zugänglich
gemacht, damit der Tagestouri einfach und schnell die Aussichtsloge
für das Matterhorn erreicht.
Das nennt man gute Vermarktung – es ist für Lauffaule unmöglich
vom Mattertal aus das Matterhorn gratis zu sehen!
Wir nehmen die weniger frequentierte unterirdische Standseilbahn hinauf
auf Sunegga und eine Gondel weiter nach Blauherd. Schon hier erwartet
uns eine großartige Aussicht, aber die höchsten Gipfel verstecken
sich noch immer im weißen Dunst. Unsere Aussichtsplattform heißt
Oberrothorn und ist 3415
m hoch. Noch ist es frisch, so lassen wir schnell die Gondel hinter
uns und folgen einsamen Pfaden in Richtung
Flualp. Vorbei am kleinen Stellisee, auf dessen Wasseroberfläche
sich bei schönem Wetter das Matterhorn in seiner ganzen Pracht
spiegelt. Leider haben wir heute Pech, wir sehen das Horn nur halb.
Der Himmel hellt sich zwar zunehmend auf und die Sonne strahlt jetzt
hindurch, das Horn aber bleibt schüchtern verhüllt.
Uns begeistert
die nun sichtbare Gletscherwelt der 4000er ringsherum. Im Süden
das Breithorn, Castor und Pollux, im Osten vor uns das Rimpfischhorn
und der Weissgrat mit der Cima di Jazzi. Der riesige Findelgletscher
zieht sich weit ins Tal hinab. Bis zur Hütte ist es wenig anstrengend,
erst nach unserer kleinen Latte-Macchiato-Pause folgen wir steileren
Passagen serpentinenartig, mal auf schmalem, mal auf breiterem Weg
hinauf zur Einsattelung Furggji zwischen Unterrothorn und Oberrothorn.
Dessen steile Westflanke sieht wenig einladend aus. Den Pfad entlang,
auch "Weg zur Freiheit" genannt, stehen diverse moderne Skulpturen,
die „magischen
Glasaugen“ haben
ein waches Auge auf die Sicherheit der Wanderer und mahnen gleichzeitig
zur Vorsicht. Der gut angelegte Weg auf der Südseite ist lang,
aber einfach und völlig ungefährlich, so dass wir nach 2
h auf dem Gipfel stehen und für die Mühen belohnt werden.
Wir genießen den Blick z.B. auf Rimpfischhorn, Monte Rosa, Liskamm,
Castor, Pollux, Breithorn, Matterhorn sowie Zinalrothorn und Weißhorn
im Westen. In Richtung Mischabelgruppe im Norden bleibt uns der Blick
verwehrt. Trotz Wolken ein beeindruckendes Panorama auf die Walliser Welt
der 4000er. Die Abstiegsroute folgt zunächst dem bekannten
Pfad, zweigt dann aber
in der Furggji hinüber zum Unterrothorn
ab. Vielmehr handelt es sich hier um einen Vorgipfel, der mit der Seilbahn
erreichbar ist. Über eine breite Ski-Piste quälen
wir uns etwas hinauf – persönlich sind mir Steige
lieber, da man hier bessere Trittmöglichkeiten hat,
eine solche glatte Piste beansprucht doch arg die Fersen
und Waden.
Unterhalb des Unterrothorns wird der Pfad jetzt wieder interessant,
denn unser Abstieg führt uns über den Ritzengrat. Ein spannender
Gratweg mit teilweise ordentlichem Tiefblick. Dabei ständig gegenüber
das Weißhorn und das wolkenverhüllte Matterhorn im Blick,
dass sich später sogar für kurze Zeit blicken lässt – allerdings
für sehr kurze Zeit. Bei ca. 2500 m geht das felsige Gelände
in grasige Hänge über.
Von der Station Sunegga aus lassen wir uns hinunter nach Zermatt fahren,
finden alsbald unser Taxi am Stadtrand wartend und fahren zurück
in unsere Absteige nach Randa. Am Abend beobachten wir im Haus gegenüber
noch eine Weile die reglose Oma Bates, Norman scheint nicht zuhause
zu sein – saugruselig.