Dolomiten Report 2005
3. Tag: Aus dem Villnößtal zur Schlüterhütte
In der Nacht gewittert es heftig, und die Wettervorhersage lässt
nichts Gutes verlauten. Wir gehen unsere Optionen durch und beschließen
bei ausgedehntem Frühstück, die Schlechtwetterphase für
einen Gebietswechsel zu nutzen. Die gestrige Tour sitzt uns sowieso
noch tief in den Knochen, da ist heute eine kürzere Wanderung sehr
willkommen.
So brausen wir bei düsteren Wolken und starkem Regen die Tornanti
wieder gen Sella-Joch hinauf. Oben beschließen wir für heute
von einer Langkofel-Tour abzusehen und diese an einem schöneren
Tage anzugehen. Also ab in Richtung Villnößtal. Hier rufen
uns die Aferer Geiseln mit dem berühmten Günther-Messner-Steig.
Dazu müssen wir das Grödnertal wieder runter und das Eisacktal
bis Eingang Villnößtal wieder herauf. Was auf der Karte so
nahe beieinanderliegt, zieht sich in Wirklichkeit ewig dahin. Im Villnößtal,
der Heimat von Reinhold und Günther Messner, sind wir schier die
einzigen, die sich bei diesem Wetter noch auf die Straße trauen.
Dieses verschlafene Tälchen ist touristisch genau das Gegenteil
vom überlaufenen Grödnertal mit den Zentren St. Christina
und St. Ulrich.
Wir verfahren uns auf der so ziemlich einzigen Straße durch das
Tal, finden aber schließlich
doch den Parkplatz an der Zanser Alm (1680 m) am Ende des Tales kurz
vor Mittag. Das Wetter hat sich nicht gebessert während der Fahrt,
wie erhofft, im Gegenteil. Gut, wir warten - schließlich benötigen
wir ja nur maximal 2 h bis zur Schlüterhütte hinauf. Trinken
wir erstmal einen Kaffee in dem netten urigen Alpenkiosk gleich am
Parkplatz. Da keine Wetterbesserung in Sicht ist, hängen wir gleich
ein lecker Mittagsmal dran - der Wirt bietet eine reichhaltige Speisekarte
- reichhaltig viel Wurstiges. So wählen wir zwischen Speck und
Würstchen die letzteren - dazu ein gepflegtes Radler. Den Nachmittag
vertreiben wir uns im Wagen - nur Paul Panzer und Badesalz bringen uns
jetzt noch zum Lachen. Bis 15.00 Uhr setzen wir uns ein Limit, dann
gehen wir, egal, welche Kapriolen das Wetter noch schlägt. Um 15.00
Uhr gießt es dann richtig aus Eimern, so dass wir dem Wetter noch
eine Frist von 30 Minuten gewähren. Dann reicht es uns. Wir kleiden
uns wasserdicht, nutzen dazu auch unsere Kletterhelme als Regenschutz,
machen die Rucksäcke klar und starten gen Schlüterhütte.
Genau 5 Minuten später hört es zu regnen auf - und man soll
es nicht glauben, die Sonne scheint urplötzlich.
Erfreut
setzen wir unseren Weg durch Wald und Almen fort. Der Blick auf die
Aferer Geiseln und Schlüterhütte wird frei - wir können
es kaum glauben, die Berghänge sind bis weit unter 2000m verschneit,
und das Anfang Juli.Wir passieren schließlich Alm-Öhis Trinkhalle
in Nähe der Gampenalm. Eine winzige bewirtschaftete Alm - ca. 6
Personen dürften hier Platz finden. Weiter oben jedoch winkt uns
schon die Schlüterhütte entgegen - und hier wartet SchniPo
und Weizen sowie eine warme Stube. Hier ist alles weiß nur ich
bin rot angelaufen.
Vor
der Hütte begrüßen uns alte Bekannte, die typischen
Schlüter-Hasen, die wir schon 2000
hier angetroffen haben. Die Hütte ist übrigens nach dem Dresdner
Franz Schlüter benannt, dem edlen Spender, der die Hütte erbauen
und sie der Alpenvereinssektion Dresden überlies. Dem ursprünglichen
Holzbau wurde 1908 eine Erweiterung aus Stein angefügt, und seitdem
soll sich nichts geändert haben. Sehr beeindruckend ist übrigens
die Gaststube - mit ihrem Panorama-Blick ins Villnößtal und
auf die Geisler-Gruppe.
Nachdem wir unsere Bleibe für die Nacht klar gemacht haben, möchten
wir uns eine heiße Dusche gönnen. Für den Nepper-Preis
von 2,50 € gibt's für nur 90 Sekunden fließend heißes
Wasser. Gut, dass mich Stefan, der vor mir duscht, darauf hinweißt.
So gelingt es wenigstens mir in dieser Rekordzeit, den Schaum komplett
abzuspülen. In neuer Frische lassen wir uns das Abendmahl kredenzen
- wir sehen jedoch vom Hasen ab. Später lädt uns die Abendsonne
noch zur Foto-Session ein. Sonne und Wolkenformationen liefern tolle
Aufnahmen der zackigen Geisler-Gruppe. Vor der Hütte versuchen
sich zwei Selbstversorger mit ihrem Campingkocher - ein Päärchen
in den Flitterwochen vielleicht? Der Abend ist bitterkalt, auch in unserer
2-Bett-Stube friert's. So lümmeln wir uns frühzeitig in die
Cojen, um am nächsten Tag früh und ausgeschlafen auf den Spuren
Günther Messners zu wandeln. Das Wetter ist fönig vorausgesagt
- Sonne pur.