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Wallis Report 2008
Tag 5: Wanderung aufs Torrenthorn 2997 m
Ausgangspunkt: |
Leukerbad, Rinderhütte (Bergstation) |
Höhendifferenz: |
680 m |
Dauer: |
5 h (inkl. 2 h Gipfel- und Alm-Pausen) |
Mit der Ski-Gondel lassen wir uns heute zunächst gemütlich zur Rinderhütte
auf 2310 m schaukeln. Die Sonne ist uns auch heute wieder wohl gesonnen. Bereits
am morgen haben wir sommerliche Temperaturen auf 2000 m Höhe. Generell hatten
wir bisher in der Schweiz immer ausgesprochenes Glück mit dem Wetter.
Der Sonnenhang des Torrenthorn ist im Winter wohl eine begehrte Skiregion,
so ist die Rinderhütte heute mehr ein Großraumrestaurant und längst
nicht mehr das, was der Name vermuten lässt. Und wie es die Schweizer so
oft demonstrieren, scheuen sie sich auch hier nicht, mitten in die beschauliche
Hochalm ein klotziges Zementhotel zu pflanzen. Das vorhandene Hotel Torrenthorn
wird erweitert, so stört hier leider heute nerviger Baulärm die Bergruhe
auf unseren ersten Höhenmetern über beschauliche Wiesenpfade zum ausgeprägten
Gratrücken, der sich vom Vorgipfel des Torrenthorn zur Rinderhaltehinabzieht.
Von hier aus gesehen erscheint das Torrenthorn eher als Grashügel, von Horn
und Torrent keine Spur.
Beschrieben
wird der Fast-Dreitausender daher als Familienberg, der mit keinerlei Schwierigkeiten
droht und für jedermann mit bisserl
Kondition leicht zu meistern ist. Im Bergführer lese ich, dass Wanderer
gerne den Sonnenaufgang auf dem Torrenthorn erleben und dazu auf der Rinderhütte übernachten,
um in aller Herrgottsfrühe die Gipfeltour zu starten. Oberhalb von
2528 m verlassen wir nun den breiten Weg und folgen
auf schmalerem Zickzackweg dem
Gratrücken zum Vorgipfel und von dort über Geröll auf deutlichen
Wegspuren zum Gipfel. Dieser, übrigens Stevies 100. Gipfel, belohnt uns
heute mit einem wunderbaren Panoramablick auf die Berner Alpengipfel, z.B.
das
markante
Bietschhorn
und das Jungfraugebiet,
ganz nahe natürlich das Daubenhorn, die Plattenhörner und über
das Rhonetal hinweg auf die hohen 4000er des Wallis im Süden.
Wir
sehen direkt hinein ins Turtmanntal, wo das Bishorn und das 4500 m hohe
Weisshorn thronen.
Der massige Grand Combin und weit hinten im Südwesten das Mont-Blanc-Massiv
sind weitere markante Punkte. Heute genießen wir den Gipfelaufenthalt
ausgiebig lange, der Tag ist noch lang und der Rückweg über
dieselbe Route kurz und schmerzlos. Später legen wir uns auf der
Almwiese auf halbem Wege noch etwas Bräune zu und, ohne die in Caravanen
heraufströmenden
Senioren mit zuviel nackter Haut zu verschrecken. Um eine Tagestour abzurunden
sollte man den Abstieg hinunter nach Leukerbad dranhängen und sich
dort anschließend mit einem warmen Sprudelbad belohnen. Da wir
heute unsere Knochen schonen, lassen wir das und setzen am Spätnachmittag
hinüber
ins Val d’Anniviers, wo wir uns im abgelegenen Bergdorf St. Luc
in eine nette Hüttenpension einmieten. Hier spricht man fast nur
französisch, aber "deux bières, s'il vous plaît" habe
ich noch prima drauf.
© Michael Breiden 2011
www.alpenreport.de
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