Wallis Report 2008

Tag 8: Besteigung des Jegihorn (3206 m)
Ausgangspunkt: Saas Grund, Station Kreuzboden (2400 m), Hohsaas-Gondelbahn
Höhendifferenz: 806 m
Dauer: 6 h (inkl. Gipfelpause)

KreuzbodenNach unserem Ruhetag mit Shopping und Käffchen in Saas Fee sowie Abhängen an den Ufern des Saaser Vispa, sind wir gestärkt für ein anspruchvolleres Gipfelabenteuer. Heute lockt uns der höchste Klettersteig der Westalpen. Zumindest wollen wir ihn uns zunächst aus der Nähe ansehen, denn der Panorama-Klettersteig Jegihorn gilt als ziemlich schwierige Ferrata. Mit fünf Leitern, 400 Haken und Kreuzboden und Saastaleinem Kilometer Drahtseil soll er jedoch optimal gesichert sein. Uns interessiert heute jedoch die Normalroute zum Gipfel, die für Klettersteiggeher als Abstiegsroute genutzt wird.

Weissmieshütte mit JegihornVon der Seilbahnstation Kreuzboden auf 2400 m folgen wir zunächst dem viel begangenen Weg entlang einer Skipiste recht steil bergan zu den Weissmieshütten auf 2726 m. Heute verdecken zunächst tiefliegende Wolken den Blick auf die umliegenden Erhebungen. Die Weissmieshütte ist ein beliebter Ausgangspunkt für die Besteigung des Weissmies. Während unsererUnter der Südflanke Pause dort beobachten wir durch Wolkenlücken einige Gruppen, die sich über den Gletscher und südlichen Kamm dem Gipfel des Weissmies nähern, sie müssen bereits in den frühen Schotter ohne EndeMorgenstunden gestartet sein. Von hier aus haben wir auch das Jegihorn mit Klettersteig im Blick. Kleine Gruppen rüsten sich für den Einstieg in den Steig. Wir bleiben jedoch bei unserem Plan und kundschaften die etwas leichtere Route zum Gipfel aus. Diese führt uns alsbald über den „Leiternweg“ zu den Schotterfeldern direkt unter die Steilwände des Jegihorns.

Der gut sichtbare und steile Schotterpfad wird bald zum Steig über leichte Felsen und Absätze, wo wir immer wieder Weissmiesmal leichte Kletterübungen absolvieren müssen, teilweise sogar recht ausgesetzt. So gelangen wir auf einen Sattel westlich des Gipfels. Hier müssen wir teilweise die Route suchen, verliert sich der Pfad doch nun vollends in Geröll und großen Felsblöcken. Die Markierungen und Steinhaufen Gipfel Jegihornsind eindeutig für den Abstieg angelegt und beim Aufsteigen nicht immer deutlich erkennbar. Da die Richtung über den Westgrat des Jegihorns jedoch eindeutig ist, bouldern wir uns nun langsam zunehmend steiler hinauf zum Höhepunkt. Hier ist ganz klar ein sicherer Tritt unerlässlich, der Westgrat bis hinunter zum Sattel ist ein reiner Geröll und Schotterhang, der großteils Blockkletterei erfordert.

Gipfelkreuz mit MikaGipfel mit StevieLagginhornTiefblick ins Saastal und auf SaasfeeHängebrücke des KlettersteigsBald sehen wir das Gipfelkreuz, zum Schluss nochmal steil und etwas ausgesetzt, dann gratulieren wir uns auch schon traditionell für die erfolgreiche Besteigung. Das Jegihorn zählen wir nicht zu den typischen alpenreporter-Gipfeln, denn der Aufstieg war doch recht anspruchsvoll und nicht so einfach zu erwandern wie Torrenthorn oder Bella Tolla. Leider belohnt uns das Horn dafür trotzdem nicht mit Panoramablicken. Nur die in der Nähe liegenden 4000er Fletschhorn, AbstiegGondelLagginhorn mit deren namenlosen Vorgipfeln sowie der Weissmies mit seinem Triftgletscher im Westen lassen gelegentlich Einblicke zu. Die Mischabelgruppe im Südwesten bleibt heute weitgehend verhüllt. Faszinierend ist allerdings der Tiefblick hinunter zu den Weissmieshütten. Bald treffen einige Klettersteiggeher am Gipfel ein, die recht freudig von der spektakulären Seilbrücke und ausgesetzten Kletterpassagen berichten.

Wir meistern alsbald die Abstiegsroute schneller und einfacher, als wir es uns vorgestellt haben, rasten in Nähe des Hotel Tenne Leiternwegs und schlendern bald gemütlich hinab in Richtung Kreuzboden, teilweise über die einzige Skipiste dieses gerölligen Tälchens, die eine kleine Gondelkabine markiert. Offenbar wurde sie hier einfach vergessen. Vom Kreuzboden per Gondel geht’s zurück ins Tal.


© Michael Breiden 2011

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